VBHC-Modell der Martini-Klinik 

Klinische Vorreiterrolle und Vision für Patientenfeedback und kontinuierliche Verbesserungen 

Die Martini-Klinik in Hamburg wurde 2005 von Professor Hartwig Huland gegründet und spezialisierte sich von Anfang an ausschließlich auf die Behandlung des Prostatakarzinoms. Die Einrichtung gilt als führendes Beispiel einer erfolgreichen PROMs-Umsetzung in Deutschland und international. Die Martini-Klinik ist ein Vorreiter in diesem Bereich in Deutschland, da sie sich freiwillig zu einer langfristigen Erfassung von PROMs verpflichtete und ein Public Self-Reporting initiierte. Schrittweise entwickelte sich die Martini-Klinik zu einem führenden Leistungserbringer im Bereich Prostatakrebs-TherapieAnfänglich erfassten Ärzte Daten händisch in einer Excel-Tabelle, mittlerweile werden PROMs im gesamten Behandlungszyklus erhoben und in das klinikeigene IT-System integriert. Die Komplikationsraten der Martini-Klinik liegen weit unter den Durchschnittswerten deutscher Krankenhäuser (Martini-Klinik Hamburg o.D.a). Mit den fünf größten deutschen Krankenkassen sind schon 2009 Selektivverträge geschlossen worden.  

Inzwischen ist die Martini-Klinik nicht nur für hochwertige Versorgung, sondern auch für ihre enorme Forschungsleistung bekannt – ein weiteres Motiv für die Erfassung und Verwendung von PROMs: Die im System der Martini-Klinik gespeicherten Daten von 30.000 Patienten tragen jährlich in Kombination mit Daten aus Bioproben zu 50 bis 80 wissenschaftlichen Veröffentlichungen bei (Huland 2018). Mitglieder der aus zwölf Fachärzten bestehenden Klinikleitung, der sogenannten Faculty, haben die Entwicklung des ICHOM-Standardsets für das Prostatakarzinom geleitet (Martin et al. 2015), dieses in der Martini-Klinik komplett umgesetzt und in der PCO-Studie (Prostate Cancer Outcomes) das internationale Benchmarking gefördert (Martini-Klinik Hamburg o.D.c).  

Ein Best-Practice-Beispiel für die PROMs-Anwendung in der klinischen Praxis ist die Verknüpfung von Daten zu Behandlungsergebnissen (PROMs und CROMs) mit genetischen Profilen: Auf diese Weise lassen sich Prognosen stellen, das voraussichtliche onkologische Ergebnis vorhersagen und das individuelle chirurgische Vorgehen planen. PRO-Daten erleichtern unter Einbezug weiterer Faktoren das Shared Decision Making und bilden die Grundlage für Konzepte zur Qualitätsverbesserung. Beispielsweise dienen die erfassten Ergebnisdaten auch als direktes Feedbackinstrument für jeden einzelnen Chirurgen. Alle sechs Monate erhalten Chirurgen einen ausführlichen Bericht zu ihren eigenen und den Ergebnissen von Kollegen. Operateure, die unter dem Durchschnitt abschneiden, erhalten eine Schulung. Mit diesem Prozess können die operativen Fähigkeiten aller Chirurgen kontinuierlich verbessert und entsprechende Behandlungsergebnisse erreicht werden. 

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